Man stelle sich einmal vor, Lucas Brumme hätte für Rot-Weiss Essen nicht kurz vor dem Ende der Viertelfinal-Partie im Niederrheinpokal beim Oberligisten SV Sonsbeck zum 1:1 getroffen.
RWE war in dieser 87. Minute nur drei Minuten plus Nachspielzeit von einer handfesten Trainerdiskussion entfernt. Doch so schnell geht es oft im Fußball - Brumme traf aus der Distanz, Thomas Eisfeld und Ramien Safi legten nach - und schon ist es ein wenig ruhiger.
Doch obwohl RS nach dem Cottbus-Spiel (4:0) schrieb, dass RWE derzeit zwar einige Baustellen vor der Brust hat, der Trainer aber keine Baustelle darstellt, muss man der Realität ins Auge blicken. Wir sind weiter der Meinung, dass es größere Baustellen gibt, aber die Stimmung rund um Christoph Dabrowski scheint zu kippen.
Man könnte es so formulieren: RWE-Trainer Christoph Dabrowski steht unter Beobachtung. Das kennt er aus seiner ersten RWE-Saison, als die Essener als Aufsteiger auch schwierige Phasen durchlebten und der Rauswurf des Trainers am Ende der Spielzeit von Teilen der Anhänger bereits gefordert wurde.
Der Ex-Profi bekam die Kurve, behielt die Ruhe und der Rest ist bekannt. Er führte seine Mannschaft im zweiten Jahr fast in die 2. Bundesliga. Daher wuchsen Ansprüche, während durch zahlreiche Abgänge Raubbau am Kader betrieben wurde.
Dafür kann Dabrowski nichts. Er kann auch nichts dafür, dass er erst im August - die Saison lief bereits - viele Zugänge bekam, nachdem sich die Verantwortlichen zuvor etliche blutige Nasen holten beim Werben um neue Spieler.
Es ist kein Geheimnis mehr, dass der Trainer das eher semi fand, trotzdem nahm er die Lage an. Seitdem kämpft er Woche für Woche darum, Konstanz in die Leistungen der Mannschaft zu bekommen. Aber vielleicht hat er die Wahrheit vor wenigen Tagen ausgesprochen, als er gegenüber der WAZ sagte: "Konstanz ist auch eine Qualitätsfrage."
Vielleicht fehlt RWE auch einfach die Qualität
Und wer so wenig Konstanz an den Tag legt, der hat vielleicht einfach zu wenig Qualität. Wer seine komplette Achse verliert, dies aufgrund fehlender Mittel nicht kompensieren kann, der muss die Ansprüche zurückschrauben. Daher kommt es derzeit so, wie es zu befürchten war. RWE kann im dritten Jahr nur um den Klassenerhalt spielen.
Mehr gibt das Personal nicht her. Ob es im Winter Verstärkungen gibt, auch das steht in den Sternen. Der aktuelle Etat gibt es nicht her, man muss auch Auflagen vom DFB erfüllen. Daher startete parallel zur Spielersuche die Suche nach möglichen Gönnern, die helfen, im Winter nachzujustieren.
Ob Dabrowski bis dahin noch im Amt ist, dafür würden derzeit nicht mehr alle Beobachter die Hand ins Feuer legen. Jetzt stehen schwierige Partien gegen Sandhausen und Saarbrücken an, es wird schwierig sein zu punkten. Und wer RWE kennt, der weiß, ist die Nervosität einmal da, ist sie schwierig wieder einzufangen. Daher muss die Mannschaft nun - wie gegen Cottbus - überraschen, denn sonst greifen die Mechanismen des Geschäfts.
Denn aktuell hat Dabrowski keinen Marcus Uhlig mehr hinter sich, der, wie kaum ein RWE-Boss zuvor, so überzeugt war von dem Trainer, dass er nicht mal im Ansatz zuließ, dass über den Coach diskutiert wurde.